Was bedeuten schon Tatsachen?

💡 Eine im Nature Human Behaviour veröffentlichte Studie zeigt auf, dass sich die politische Rhetorik in den USA schon seit etwa einem halben Jahrhundert zunehmend von evidenzbasierten Fakten entfernt. Der Wandel fällt zeitlich zusammen mit einer zunehmend politischen Polarisierung, sinkender Gesetzgebungsproduktivität und wachsender sozialer Ungleichheit.

In vielen Demokratien besteht derzeit Sorge um einen "Wahrheitsverfall", was nicht nur Polarisierungen Vorschub leistet, sondern auch das öffentliche Vertrauen in die politischen Institutionen untergräbt.

Vorschub leistet, dass das Wahrheitsbild von Menschen nicht nur auf gesicherten Erkenntnissen beruht, sondern auch auf gefühlten Wahrheiten, den anekdotischen Evidenzen. Zudem sind ausgeschmückte Geschichten leichter vorstellbar. Menschen, die gezielt Desinformationen verbreiten arbeiten oft mit Emotionen. Dementsprechend wäre es nicht verwunderlich, dass mit dem zunehmenden Erfolg populistischer Parteien in 🇪🇺 auch in 🇩🇪 ein vergleichbarer Trend wie in den USA zu finden ist.

Social Media hat eine starke Bedeutung, denn die anektdotische Evidenz besteht nicht mehr nur daraus, was mir selbst oder nahestehenden Personen, sondern was einer x-beliebigen Person passiert ist. Zudem neigen Menschen dazu, eher zu glauben, was ihr Weltbild bestätigt.

Computational analysis of US congressional speeches reveals a shift from evidence to intuition
nature.com/articles/s41562-025…