Manuel Wolf erklärt, warum die Fachförderrichtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter keine links-grüne Ideologie ist, sondern nur eine langweilige verwaltungsseitige Formalie.
Die Rede wurde in der Stadtratssitzung vom 22. Mai 2025 gehalten.
Half
Als Antwort auf Piraten Dresden • • •Liebe Piratenpartei Dresden. Ich stimme zu, dass Gleichstellung keine links-grüne Ideologie ist, sondern eine unideologische Notwendigkeit. Jedoch ist Gendern selbst eine linke Ideologie die das Gegenteil von Gleichstellung aller(!) bedeutet. Bevor ich jetzt falsch verstanden werde: ich gebe rechtspopulistischen Ideologien zum Thema noch mehr Kontra. Ich wähle schon seit jeher die PP und das nicht nur wegen der Digitalthemen, sondern auch dafür, dass sie sich für den Post-Gender aussprach - also das Gegenteil von dem, was in Dresden und in diesem Video gemacht wird. Es gibt so viele Ansprachen, die neutral und barrierefrei sind: Liebe Bevölkerung, liebe Menschen, liebe Gemeinschaft, ... Werkstätige, ... Studierende, usw. Jeder Mensch ist unter solchen Bezeichnungen absolut gleich.
Das kann man beim Gendersternchen nicht sehen, denn alles was nicht männlich und weiblich ist, wird unter ein nichtaussprechbares Sonderzeichen, das nebenbei auch gerne mal ganz verschluckt wird, zusammengefasst. Hier fehlt jegliche Gleichwertigkeit in der Sprache
... mehr anzeigenLiebe Piratenpartei Dresden. Ich stimme zu, dass Gleichstellung keine links-grüne Ideologie ist, sondern eine unideologische Notwendigkeit. Jedoch ist Gendern selbst eine linke Ideologie die das Gegenteil von Gleichstellung aller(!) bedeutet. Bevor ich jetzt falsch verstanden werde: ich gebe rechtspopulistischen Ideologien zum Thema noch mehr Kontra. Ich wähle schon seit jeher die PP und das nicht nur wegen der Digitalthemen, sondern auch dafür, dass sie sich für den Post-Gender aussprach - also das Gegenteil von dem, was in Dresden und in diesem Video gemacht wird. Es gibt so viele Ansprachen, die neutral und barrierefrei sind: Liebe Bevölkerung, liebe Menschen, liebe Gemeinschaft, ... Werkstätige, ... Studierende, usw. Jeder Mensch ist unter solchen Bezeichnungen absolut gleich.
Das kann man beim Gendersternchen nicht sehen, denn alles was nicht männlich und weiblich ist, wird unter ein nichtaussprechbares Sonderzeichen, das nebenbei auch gerne mal ganz verschluckt wird, zusammengefasst. Hier fehlt jegliche Gleichwertigkeit in der Sprache, wodurch es eher wirkt, als ob man diese Menschen aufs Abstellgleis stellt und sagt "wir machen doch was für euch, was regt ihr euch denn auf?". Gleichzeitig baut es sprachliche Barrieren auf und erschwert in einigen Bevölkerungsteilen die Nutzung der deutschen Sprache. Gleichstellung hört nicht beim Geschlecht auf! Sprachliche Gleichstellung kann nur(!) übers Entgendern erreicht werden. Die einzige Form des Genderns, die ebenfalls barrierefrei und gleichwertig ist, wäre eine 3. Endung für Personen der 3. Geschlechtseintragung. Nur wird das im Alltag schnell unpraktikabel ständig alle drei Formen zu nennen. Das war bereits mit 2 Formen unpraktikabel genug, dass mit Binnen-I herumexperimentiert wurde, bis den Leuten einfiel, dass man damit einen Teil der Menschen ausschließt (was nicht einmal beim generischen Maskulin der Fall war).
In Bayern ist in den letzten Jahren etwas Interessantes zum Thema geschehen. Dort wurde das Gendersternchen in staatliche Institutionen verboten (was schon zuvor nicht erlaubt war, aber damit gab es keine Ausflüchte mehr). Ich war anfänglich dagegen, weil es aus den falschen Motiven und reinem Populismus entstand und sowieso schon gesetzlich geregelt war. Aber die Ergebnisse sprechen für sich. Nicht nur haben beispielsweise Universitäten aufgehört zu Gendern, sondern sie haben automatisch mit Entgendern (z.B. Studierende anstelle von Student*innen) angefangen. Damit hat man die Gleichwertigkeit tatsächlich aufgrund eines dummen Gesetzes umgesetzt. Darüber hinaus hat es direkt dazu geführt, dass die Diskussionen an den Unis zum Thema abflauten. So einfach kann es sein. Das restliche Rauschen kann man ignorieren, die letzten Menschen wird man nicht überzeugen können.
Die PP wähle ich eigentlich, weil ich mir mehr Sachlichkeit und dadurch mehr Fortschritt in allen Lebensbereichen verspreche, wozu auch dieses Thema gehört.
Piraten Dresden
Als Antwort auf Half • • •Hallo Half,
danke für deinen Kommentar. Auch ich versuche, im täglichen Sprachgebrauch neutrale Zuschreibungen (Studierende etc.) zu verwenden. Wenn mir das nicht möglich ist, nutze ich ein angefügtes „innen“ inkl. einer kurzen Sprachpause davor. Schriftlich setze ich das in der Regel mit einem Doppelpunkt bzw. einem Sternchen um. Damit möchte ich ausdrücken, dass ich die männliche, die weibliche und alle anderen diversen Zuschreibungen anspreche.
Genau das bedeutet für mich „Post-Gender“, nämlich das Bemühen um das Überwinden der Geschlechter-Zuschreibung bzw. Geschlechterrollen. (Leider erlebe ich oft, auch innerhalb meiner eigenen Partei, dass Post-Gender zum Teil als Quasi-Verneinen von Geschlechtern interpretiert wird.) Und eben weil ich mich über das soziale Konstrukt Geschlecht hinwegsetzen will, nutze ich in meiner Kommunikation verschiedene Variationen des Genderns – auch weil ich weiß, dass es vielen der Adressierten wichtig ist, sich (und ihr Geschlecht) in der An
... mehr anzeigenHallo Half,
danke für deinen Kommentar. Auch ich versuche, im täglichen Sprachgebrauch neutrale Zuschreibungen (Studierende etc.) zu verwenden. Wenn mir das nicht möglich ist, nutze ich ein angefügtes „innen“ inkl. einer kurzen Sprachpause davor. Schriftlich setze ich das in der Regel mit einem Doppelpunkt bzw. einem Sternchen um. Damit möchte ich ausdrücken, dass ich die männliche, die weibliche und alle anderen diversen Zuschreibungen anspreche.
Genau das bedeutet für mich „Post-Gender“, nämlich das Bemühen um das Überwinden der Geschlechter-Zuschreibung bzw. Geschlechterrollen. (Leider erlebe ich oft, auch innerhalb meiner eigenen Partei, dass Post-Gender zum Teil als Quasi-Verneinen von Geschlechtern interpretiert wird.) Und eben weil ich mich über das soziale Konstrukt Geschlecht hinwegsetzen will, nutze ich in meiner Kommunikation verschiedene Variationen des Genderns – auch weil ich weiß, dass es vielen der Adressierten wichtig ist, sich (und ihr Geschlecht) in der Ansprache wiederzufinden.
Ob und welche Art des Genderns die beste, inklusivste und verständlichste ist, über diese Frage werden sich vermutlich noch Generationen streiten. Spannende Randinformation: Das Netzwerk für inklusive politische Bildung erhielt letztens erst den Inklusionspreis, u.a. weil sie politische Inhalte mit/trotz Gendern leicht verständlich aufarbeiten. D.h. es ist durchaus möglich, barrierearm zu kommunizieren und dabei alle Personen unserer Gesellschaft zu adressieren.
Ich hoffe, das gibt dir einen kurzen Einblick, warum ich die Richtlinie im Stadtrat verteidigt habe.
Liebe Grüße
Manuel
Half
Als Antwort auf Piraten Dresden • • •Mit der schnellen und ausführlichen Antwort habe ich nicht gerechnet, danke dafür Manuel. Ich definiere Post-Gender genauso wie du, also sehe darin keine Verneinung der Geschlechter. Allerdings bedeutet für mich Post-Gender nicht nur in der Handlung die Überwindung der Geschlechter-Zuschreibungen, sondern auch in der Sprache. Und hier liegt der Unterschied zwischen unser beider Sichtweisen. Für dich scheint Entgendern und Gendern das Selbe zu sein, Stichpunkt „Art des Genderns“. Ich hingegen sehe fundamentale Unterschiede die nicht nur darüber bestimmen, ob die Sprache wirklich gerecht ist, sondern auch wohin sie sich irgendwann in weit entfernter Zukunft entwickeln kann/wird.
Leider sind die Kommentare nicht der richtige Ort um das auszudiskutieren, aber kurz und bündig zusammengefasst sehe ich im Gendern eine Sackgasse, da die Gleichberechtigung aus mehreren Gründen nie zu 100% hergestellt werden kann (und die völlige Gleichberechtigung gar behindert), während Entgendern langfristig das Potenzial hat sämtli
... mehr anzeigenMit der schnellen und ausführlichen Antwort habe ich nicht gerechnet, danke dafür Manuel. Ich definiere Post-Gender genauso wie du, also sehe darin keine Verneinung der Geschlechter. Allerdings bedeutet für mich Post-Gender nicht nur in der Handlung die Überwindung der Geschlechter-Zuschreibungen, sondern auch in der Sprache. Und hier liegt der Unterschied zwischen unser beider Sichtweisen. Für dich scheint Entgendern und Gendern das Selbe zu sein, Stichpunkt „Art des Genderns“. Ich hingegen sehe fundamentale Unterschiede die nicht nur darüber bestimmen, ob die Sprache wirklich gerecht ist, sondern auch wohin sie sich irgendwann in weit entfernter Zukunft entwickeln kann/wird.
Leider sind die Kommentare nicht der richtige Ort um das auszudiskutieren, aber kurz und bündig zusammengefasst sehe ich im Gendern eine Sackgasse, da die Gleichberechtigung aus mehreren Gründen nie zu 100% hergestellt werden kann (und die völlige Gleichberechtigung gar behindert), während Entgendern langfristig das Potenzial hat sämtliche Streitigkeiten darüber aus der Welt zu schaffen, da es nach Erreichen des Ziels keine sprachlichen Unterschiede mehr zwischen männlich, weiblich und divers gibt. Ich versuche darüber aufzuklären, damit nicht nur das Problem langfristig gelöst wird, sondern damit wir unsere gegenwärtigen Ressourcen nicht darüber verschwenden, ob eine langweilige Richtlinie nun links-grün-irgendwas ist, sondern ob sie inhaltlich passt oder nicht. Alleine an den Zwischenrufen im Video sieht man ja, dass viel zu viel Energie verschwendet wird. Das Gleiche würde mir übrigens auch passieren, wenn ich z.B. das Video zur Carola-Brücke teilen würde, nur weil im Titel Bürger.innen anstelle von Bevölkerung steht etc. Das Video würde nämlich auch bei der leicht konservativeren Verwandtschaft gut ankommen, wenn sie der Titel nicht voreingenommen machen würde.
Ansonsten möchte ich mal danke für eure Arbeit sagen. Das ich ausgerechnet so ein Thema kritisiere zeigt eher, dass ich sonst ziemlich zufrieden mit eurer Politik bin.
Liebe Grüße
Half