Meine neue Studie is raus, yay.
"Algorithmisches Management via Smartphone. Digitale Steuerung und Kontrolle von Beschäftigten im Außendienst – von technischer Wartung bis mobile Pflege"
Ich untersuche Software von Microsoft, SAP & Co, den konkreten Einsatz in Österreich und anderen Ländern, Auswirkungen, Handlungsoptionen.
Eine Studie von Cracked Labs im Auftrag der AK Wien, April 2025, 91 Seiten.
Download AK-Website:
wien.arbeiterkammer.at/interes…
Kurzfassung & Download:
crackedlabs.org/mobilearbeit
Algorithmisches Management via Smartphone
AK Studie von Wolfie Christl zur Überwachung von Beschäftigten über Apps am SmartphoneArbeiterkammer Wien
wolf mag das.
teilten dies erneut
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Hier ein kleiner Überblick über die Studie 🔽
Beschäftigte im Außendienst werden heute oft via App gesteuert und kontrolliert. Mit Software im Hintergrund wird die Zuweisung von Arbeitsaufträgen automatisiert. Im Extremfall wird jeder Arbeitsschritt via App vorgegeben und überwacht, die Arbeit rigide digital strukturiert und maximal beschleunigt.
1) Ich hab erstens untersucht, welche Funktionen aktuelle Software für den Außendienst bietet - auf Basis technischer Doku und anderer Quellen.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Die Infografik zeigt, wie Firmen das Außendienst-System von Microsoft "Dynamics 365 Field Service“ einsetzen können.
Neben der App für die Beschäftigten, die Anweisungen für Einsätze, Routen und Arbeitsaufgaben samt Zeitvorgaben gibt, bietet Microsoft viele Überwachungsfunktionen, Berichte und Ranglisten, die Auskunft über Arbeitsleistung und Verhalten geben.
Betriebe können Arbeit rigide digital strukturieren, die Zuweisung von Arbeitsaufträgen automatisieren und algorithmisch optimieren.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Auch das KI-System Copilot hat Microsoft trotz Zweifel an der Zuverlässigkeit schon tief ins Außendienst-System integriert. Beschäftigte werden darauf hingewiesen, die Ausgaben immer zu prüfen, da sie „falsch“ sein können.
Microsoft hat außerdem bis vor kurzem invasive Funktionen zur KI-basierten Prognose künftiger Arbeitsleistung auf Basis vergangener Verhaltensdaten angeboten, diese jedoch nach einer von mir 2024 veröffentlichten Studie nun aus der Software entfernt.
404media.co/how-a-microsoft-ap…
How a Microsoft App is Powering Employee Surveillance
Jules Roscoe (404 Media)teilten dies erneut
me·ta·phil, der und Carl haben dies geteilt.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Die Außendienst-Systeme anderer Hersteller wie SAP (DE), L-mobile (DE), Salesforce (US) und ServiceMax (US) bieten ähnliche Funktionen zur Bewertung der Arbeitsleistung – darunter Ranglisten, die Beschäftigte nach der benötigten Zeit, der Kundenzufriedenheit oder ihrer „Rückrufquote“ sortieren.
Die algorithmische Einsatzplanung des US-Herstellers Oracle berechnet Leistungsprofile von Beschäftigten und kann sie laut Oracle „ohne menschliches Eingreifen“ an einen neuen Einsatzort schicken #adm
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •2) Zweitens hab Interviews mit Betriebsrät:innen gemacht und Feldforschung aus Österreich, Deutschland, Norwegen und anderen Ländern ausgewertet.
Die Fallbeispiele aus technischer Anlagenwartung, Gebäudetechnik, mobiler Heimkrankenpflege und anderen Bereichen zeigen, wie Außendienst-Technologien in konkreten Betrieben eingesetzt werden und welche Risiken und Nebenwirkungen sich daraus für Beschäftigten ergeben - von Überwachung bis Stress durch Arbeitsintensivierung und Dysfunktionalität.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •3) In einem dritten Schritt hab ich a) Auswirkungen auf Beschäftigte entlang wesentlicher Themenfelder systematisiert und b) Handlungsoptionen für Betriebsrät:innen herausgearbeitet - mit Hilfe von Literatur und Interviews mit Expert:innen aus der gewerkschaftlichen Beratungspraxis.
a) Die Analyse zeigt, dass Datenerfassung und algorithmische Kontrolle in fast jeder Hinsicht den Arbeitsalltag der Beschäftigten, ihre Arbeitsbedingungen und die Machtverhältnisse am Arbeitsplatz prägen können.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •b) Bei rechtlicher Einordnung und Handlungsoptionen für Betriebsrät:innen geht es einerseits um Beschäftigtendatenschutz von DSGVO bis Arbeitsverfassung.
Gerade bei Steuerung via App und algorithmischer Einsatzplanung können auch Regelungen zur Arbeitssicherheit- und gesundheit, Arbeitsplatzevaluierung und Software-Ergonomie als Hebel dienen.
Bei der Verhandlung von Arbeitsorganisation via App kann außerdem auf altes gewerkschaftliches Wissen aus der Industriearbeit zurückgegriffen werden.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Nicht zuletzt hab ich im Rahmen der Studie eine erste Version einer Systematik "Formen der Leistungskontrolle" entwickelt, abgeleitet aus der eigenen Forschung der letzten Jahre und Literatur zu Überwachung am Arbeitsplatz und “Electronic Performance Monitoring“.
Darüber hinaus diskutiere ich die Rolle von Datafizierung/Quantifizierung bei der gezielten Förderung innerbetrieblicher Konkurrenz und anderen Mechanismen der „indirekten“ Steuerung wie Peer Control und leistungsbezogene Entlohnung.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •4) Abschließend skizziere ich überbetriebliche Handlungsoptionen für Gewerkschaften, Politik, Forschung und andere Akteur:innen, die sich aus der Untersuchung ergeben, u.a.
- Mehr Unterstützung für Betriebsrät:innen
- Durchsetzung Arbeits- und Datenschutzrecht
- Behebung rechtlicher Lücken
- Ausgestaltung KI-Verordnung
- Verantwortlichkeit von Softwareanbietern
- Prototypische "beschäftigtenfreundliche" Algorithmen
Generell? Keine Mitbestimmung ohne starke Betriebsrät:innen und Gewerkschaften.
Wolfie Christl
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Die Schritte 3 und 4 fokussieren auf die österreichische Rechtslage. Vieles davon ist aber m.E. auf Deutschland übertragbar, wo anstatt des österreichischen Arbeitsverfassungsgesetzes das dt. Betriebsverfassungsgesetz gilt.
Microsoft bietet die voreingebauten Berichtsfunktionen, die Verhaltens- und Leistungskennzahlen für einzelne Beschäftigte darstellen können, übrigens fast überall in der Welt an, aber nicht in Deutschland. Betriebe können aber natürlich Power BI oder die Graph API nutzen.
Yonggan
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Wolfie Christl
Als Antwort auf Yonggan • • •@Yonggan In Österreich kommt es auf die "Kontrollintensität" an. Wenn sie laut vergangenen Fällen aus der Rechtsprechung die Menschenwürde "berührt", ist für eine Kontrollmaßnahme die Zustimmung des Betriebsrats bzw. eine Betriebsvereinbarung erforderlich. Wenn sie die Menschenwürde der Beschäftigten verletzt, ist sie unzulässig. Siehe Kapitel 4.3. in meiner Studie. Denke, das ist in Deutschland ähnlich.
Finds aber gut, im Betrieb mal davon auszugehen, dass Leistungskontrolle gar nicht geht.
Yonggan
Als Antwort auf Wolfie Christl • • •Wolfie Christl
Als Antwort auf Yonggan • • •@Yonggan Immerhin führt das dazu, dass z.B. Microsoft die *voreingebauten* Berichtsfunktionen überall in der Welt anbietet, nur nicht in Deutschland ;) ...Österreich ist wohl ein zu kleiner Markt für eine Ausnahme.
mastodon.social/@wchr/11442612…
Wolfie Christl
@Yonggan Immerhin führt das dazu, dass z.B. Microsoft die *voreingebauten* Berichtsfunktionen überall in der Welt anbietet, nur nicht in Deutschland ;) ...Österreich ist wohl ein zu kleiner Markt für eine Ausnahme.
mastodon.social/@wchr/11442612…
Wolfie Christl
2025-04-30 09:07:49